In der oberbayerischen Stadt Freising fand vom 5. bis 7. April 2019 das
Wissensforum und gleichzeitig auch das sechste Transnationale Treffen des
EU-Erasmus+-Projektes mit dem Titel „Aufbau und Vernetzung von Stadtführungen
in Gebärdensprache“ statt. Das Event wurde an allen Tagen im Bildungshaus
Pallotti Haus in Freising durchgeführt, wo auch viele Teilnehmende zwei Nächte
übernachteten. Dort wurde auch Mittag- und Abendessen eingenommen.
Von allen Projektpartnern sind alle Verbandsleiter, bis auf die Steiermark, dabei. Von Österreich sind fünf Personen aus Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich und Wien dabei, dazu auch zwei aus Südtirol (Italien) sowie zwei aus Sachsen (Leipzig). Der Rest der Teilnehmenden stammte aus Bayern. Der Untertitel des Wissensforums lautet „Gebärdensprache verbindet – europäisch denken – austauschen“ passt sehr gut zu dieser transnationalen Veranstaltung.
Pressegespräch mit einem NA-BIBB-Journalisten
Bevor das Wissensforum am Freitag Nachmittag eröffnet wurde, kam ein
Journalist namens Manfred Kasper aus Köln, der das Projektteam mit
Projekt-Koordinator Rudi Sailer, Projekt-Moderator Christian Schönbeck, Projekt-Co-Koordinator, die beiden Projektassistentinnen Anika Loidl und Veronika Krylova sowie den Verbandsleiter des Gehörlosenverbandes Niederösterreich Lukas Huber in einer Interviewrunde in einem kleinen Raum befragt hat. Für den Journalisten Kasper ist das EU-Projekt mit gehörlosen Projekt-Koordinator und Projektpartnern ein absolutes Neuland. Denn er hat sich noch nie mit dieser Gruppe beschäftigt, sodass auch viele
Fragen bezüglich der Kommunikation der gehörlosen Personen unter drei
verschiedenen Ländern auftauchten. Nach einem einstündigen Gespräch hat er auch
die Eröffnung und die ersten Referate miterlebt, bevor er abends wieder
heimkehrte. Er wird in einem Artikel für eine Zeitschrift der NA-BIBB (Nationale
Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung) von unserem Projekt berichten.
Vortrags-Themen: Europa, Taubendolmetscher_innen und Stadtführungen
An diesen drei Tagen wurden viele interessante Referate durchgeführt, wo
Rudi Sailer über die Geschichte der EU und deren Vorgänger-Organisationen in
zwei Teilen berichtet hatte. Es geht um die Gründung dieser wichtigen
Europäischen Institution und deren Weg bis zur heutigen Zeit. Des Weiteren
referierten die zertifizierte Stadtführerin Angela Benschuh aus Nürnberg ebenso
wie die beiden Kärnterinnen Gerlinde Wrießnegger und Dagmar Schnepf über
verschiedene Stadtführungen in Gebärdensprache.
Einen Vortrag hat auch Projekt-Co-Koordinator Paul Steixner über die
Strategischen Partnerschaften in Erasmus+, wo es eine Kooperation von
mindestens drei Institutionen aus mindestens drei verschiedenen Programmländern
geben muss, abgehalten. Nicht nur über das jetzige Projekt „Aufbau und
Vernetzung von Stadtführungen in Gebärdensprache“, das von 15. September 2017
bis 15. November 2019 dauert, wurde referiert, sondern auch über deren Vorgeschichte. Ein früheres EU-Grundtvig-Projekt namens „Gedemi – Gehörlose denken mit“,
die von 2012 bis 2014 durchlief, wurde kurz erwähnt.
Noch ein sehr interessantes Thema, vielleicht für viele gehörlose Personen ein neues Themenfeld, wurde vom zertifizierten Taubendolmetscher Markus Meincke alias Micky aus München referiert. Es geht um ein neues Berufsmodell „Tauber Gebärdensprachdolmetscher – was ist das?“ Diese Neuerung wird uns in der Gehörlosen-Community in nächster Zeit sicherlich beschäftigen.
Eine gehörlose Person kandidiert für die EU-Wahlen im Mai 2019
Alexander Exner, eine gehörlose Person aus Ingolstadt (Oberbayern), kandidiert für die Partei SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) für die EU-Wahlen am 26. Mai 2019. Er ist auf Liste 2, Platz 66 als Ersatzkandidat für Oberbayern ins Europäische Parlament gereiht (siehe https://exner-alexander.eu). In der Gehörlosen-Community zählt er zu den erfahrenen Personen, denn er ist der langjährige Vorsitzende des GVIUS
(Gehörlosenverein Ingolstadt und Umgebung mit Sportabteilung e.V.), wo er auch
vor kurzem wiedergewählt wurde. Außerdem initiierte er den Neubau des
Gehörlosenzentrums Ingolstadt, das im Jahre 2008 erbaut wurde. Er setzt sich
für die vermehrte Barrierefreiheit aller behinderten Menschen ein. Es erfordert
einen sehr großen Mut und eine Bereitschaft mit Herzblut, um das politischen
Parkett zu betreten. Es ist nicht selbstverständlich, einfach als möglicher
Politiker auftreten zu können, denn die meisten reden nur über die Politik, und
wollen selbst nichts tun als nur über Politiker_innen zu schimpfen. Es
erfordert sehr viel Ausdauer und Kraft, denn die Dolmetschkosten müssen
erkämpft werden, und diese Kosten werden nicht immer selbstverständlich
übernommen, was auch mit einigen Schwierigkeiten verbunden ist. Zum Glück gibt
es immer wieder einige Parteikolleg_innen aus der Stadt Ingolstadt, die ihm zur
Seite stehen, dass die Gebärdensprachdolmetschkosten finanziert werden können.
Wir wünschen dem Alexander Exner viel Glück und Kraft für seine Aufgaben im
politischen Bereich.
Lustiger Theaterabend und hochinteressanter Klimawandel-Referat
Am Samstag Abend trat eine fünfköpfige Theatergruppe THOW & SHOW, die schon seit über 40 Jahren besteht, mit verschiedenen Sketchen im Saal auf. Die Theaterstücke waren so lustig, dass die Lachmuskeln der gehörlosen Zuschauer_innen immer wieder aktiviert wurden.
Am Sonntag, der Abschlusstag, wurde ein hochaktuelles Thema vom
Hamburger Geowissenschaftler Robert Jasko MSc mit dem Schwerpunkt „Klimawandel
– die globale Herausforderung im 21. Jahrhundert“ referiert. Mit sehr großem
Wissen informierte er uns mit einigen Statistiken und auch mit interessanten
Fotos und Videos mittels Powerpoint-Präsentation. Fakt ist, dass die
Klimaerwärmung durch den Menschen verursacht wurde, wie z.B.
Luftverschmutzungen durch Industrie, Landwirtschaft, Verkehr, Haushalt, usw. Er
forderte uns auf, dass die Menschen dazu beitragen sollen, die Umwelt nicht
noch mehr zu schädigen, wie z.B. Vermeidung der Austritt von Kohlendioxiden.
Das UN-Klima-Abkommen (z.B. Übereinkommen von Paris und Kyoto-Protokoll) sollte
von allen Nationen und Menschen befolgt werden, damit der Erde in einigen
Jahrzehnten nicht zu großem Schaden zugefügt wird. Jedoch sind einige Schäden,
die von uns Menschen verursacht wurden, irreparabel, also nicht zu reparieren.
Es geht jetzt um die Schadensbegrenzung für die Zukunft.
Zu guter Letzt wurde über die Zukunft des Wissensforums diskutiert, und
es gab auch sehr viele positive Feedbacks von Teilnehmenden und sie wollen,
dass das Wissensforum in Zukunft weitergeführt wird.
Bericht und Fotos: Paul Steixner
Freising LTTA
In Freising fand ein internationales Wissensforum für Menschen mit Hörschädigung statt. Es wurde solchen aktuellen Themen wie Politik, Europa, Klimawandlung und gesunde Ernährung gewidmet. Am Treffen haben über 50 Personen, unter anderem internationale Gäste, teilgenommen. Als Gäste waren überwiegend Erwachsene und Senioren anwesend. Die Vorträge wurden von eingeladenen gehörlosen Referenten gehalten.
Die Gäste bewerteten die vergangene Veranstaltung sehr positiv. Sie folgten den Vorträgen mit großem Interesse und beteiligten sich bei den Diskussionen. Im Laufe der Veranstaltung wurde den Teilnehmern von der Europäischen Union erzählt, von
ihrer Geschichte und der Wichtigkeit ihres Aufrechterhaltens. Rudolf Sailer und ein gehörloser Kandidat für die Europawahl, Alexander Exner, berichteten den gehörlosen Gästen von der Wichtigkeit des politischen Empowerments. Das Projektteam präsentierte dem Publikum außerdem das Projekt „Stadtführungen in Gebärdensprache“. Alle Präsentationen und ein Fotobericht von diesem Treffen werden auf der Homepage eb-gs.eu zur Verfügung gestellt.
Meeting
Die Partner berichteten von den Projektergebnissen und der zwischenzeitlichen Projektarbeit. Es wurde ein Interview für das Magazin „Bildung für Europa“ von der Nationalen Agentur mit den Vertretern der Partnerinstitutionen durchgeführt. Manfred Kasper führte ein Interview mit den jeweiligen Vertretern der Partnerverbände, wobei es insbesondere um interkulturelle Unterschiede und die Unterschiede in der Bildungslandschaft der Partnerländer ging. Zur Verbreiterung und nachhaltigen Öffentlichkeitsarbeit unseres Projekts, wurde das Interview neben dem Journal von NA-BIBB auch auf der Online-Plattform EPALE und auf unserer Homepage veröffentlicht. Das Programm des kommenden Treffen in Deutschlandsberg wurde geplant und ausgearbeitet.